Pandemie und Endemie im Spiegel von Alessandro Manzonis Roman „Die Verlobten“
Vortrag von Dr. Elke Lang-Becker
Es ist umstritten, ob die Corona-Pandemie nun in die endemische Phase übergegangen ist – aber zumindest sind wir in einer vergleichbaren Situation, wie die Menschen 1628-1630 mit der Pest in Mailand und der Lombardei. Der 1842 erschienene historische Roman „I Promessi sposi“ („Die Verlobten“) von Alessandro Manzoni erzählt von dem Umgang der Menschen mit der Pest und zeigt erstaunliche Parallelen zu unserer heutigen Zeit. Die Brutalität innerhalb der damaligen Gesellschaft, die Willkür der Herrschenden und die politischen Umstände sind nicht mit unseren Verhältnissen in Deutschland vergleichbar, wohl aber die anfängliche Hilflosigkeit der Behörden im Umgang mit der Krankheit, das Leugnen mit abstrusen „Argumenten“, das besonnene oder unvernünftige Verhalten der Menschen etc.
Der Roman verwebt die Geschichte eines fiktiven Liebes-paares mit historischen Ereignissen, stützt sich dabei auf mehrere Quellen und gilt als das wichtigste Werk der italienischen Romantik. Der Dichter und Schriftsteller Alessandro Manzoni (1785 – 1873) hat in Italien eine ähnliche Bedeutung wie Johann Wolfgang von Goethe bei uns. Der Schluss des Romans mit dem Ende der Pest, symbolisiert durch Regen, der Reinigung von der Epidemie bringt, sowie das Umschlagen der Ausnahmesituationen zur wiederhergestellten Ordnung, berührt uns auch heute noch in vergleichbarer Situation.
In ihrem Vortrag stellt die Augustinum-Bewohnerin Dr. Elke Lang-Becker den außergewöhnlichen Roman von Alessandro Manzoni vor und zeigt Berührungspunkte zu unser gegenwärtigen Situation mit der Corona-Pandemie bzw. -Endemie. Elke Lang-Becker studierte Schulmusik an der Musikhochschule Mannheim sowie Musikwissenschaft und Romanistik an den Universitäten Mannheim und Heidelberg und promovierte mit einer Arbeit über die französische Barock-Oper. Seit 2005 ist Dr. Elke Lang-Becker im Interdisziplinären Arbeitskreis des Instituts für medizinische Ethik Mannheim tätig und beschäftigte sich dabei unter anderem mit Medizinethik in der Pandemie im Spiegel von Literatur, Kunst und Philosophie. Dieser Vortrag ist eines der Ergebnisse aus diesem Themenkomplex.
Eintritt frei
